Festival

Das Scelsi Festival feiert jeweils den Auftakt des neuen Jahres: Zwischen Komposition und Improvisation erscheinen musikalisch-gedankliche Facetten rundum Giacinto Scelsi (8. Jan. 1905 – 9. Aug. 1988) im Bahnhof für Neue Musik, Gare du Nord.

Dieses Kulturjuwel verdankt die Stadt Basel dem einzigartigen Erbe des Komponisten, der die Aufführung seiner Klavierwerke der hervorragenden Pianistin Marianne Schroeder vermacht hat. Sie ist Initiantin, Kopf, Herz, Seele und künstlerische Leiterin des Scelsi Festivals: sie stellt jeweils ein Ensemble aus international renommierten Musikerinnen und Musikern zusammen und lädt dazu ausgewiesene Experten ein, die Werke und deren Kontext in Vorträgen zu reflektieren.

Anregungen zu aktuellen Fragen bieten Person und Werk vollauf: Scelsi schuf ein sehr eigenwilliges Werk. Seine Kompositionen widersprechen der europäischen Tradition einer Kompositionspraxis, die auf eindeutiger Autorenschaft beruht. Sie fussen weder auf traditionellen Satztechniken noch besitzen sie eine Nähe zu Konzepten der musikalischen Moderne. Er entwickelte eine Vorstellung vom sphärischen Klang mit mikrotonalen Elementen. Zudem verabscheute er das Tonsetzen: Eine Vielzahl seiner Werke entstand in einer intuitiver Improvisation, die er auf dem Klavier oder einer Ondioline (einem frühen elektronischen Musik-instrument) spielte. Diese Improvisationen schnitt Scelsi auf Tonband mit und liess sie anschliessend von in Notenschrift übertragen. In seinem Nachlass fanden sich mehr als 900 solcher Tonbänder, die zu einem Grossteil bis heute noch nicht untersucht wurden. Und  einflussreich für seine Kompositionen ist Scelsis Auseinandersetzung mit östlichen Philosophien, insbesondere aus Indien.